Canyoning bei den Stuibenfällen

SPRINGEN – RUTSCHEN – KLETTERN in einem Abenteuer

Ich stehe mit Teilnehmenden unserer Gruppe auf einem sechs Meter hohen unebenen Felsen. Seitlich von uns ergießt sich ein kleiner Wasserfall der Stuibenfälle in den grünen und glasklaren natürlichen Pool. Mein Herz klopft, meine Finger kribbeln und ich überlege: Springe ich oder rutsche ich an der Seilrutsche hinunter, so wie einige Teilnehmende vor mir. Hier oben an der Felskante sehen die sechs Meter sehr hoch aus.

Über die Seilrutsche an einem der Stuibenfälle ins Wasser gleiten

Was ist Canyoning?

Der Begriff Canyoning bedeutet im Deutschen "Schluchteln" oder auch "Schluchtenwandern" und ist eine Outdoor-Aktivität. Mit der passenden Ausrüstung werden verschiedene Passagen einer Schlucht, im englischen "Canyon", mit einem erfahrenen Guide begangen. Die Ausrüstung besteht aus einem Neoprenanzug, Gurtzeug und einem Helm. Auf einer Tour wird im Wasser geschwommen, von Felsen gesprungen oder gerutscht und durch flache Bäche gewandert. Oft seilt man sich von einem Felsen neben einem Wasserfall ab.

Zwei Aktivitäten beim Canyoning: Springen und Abseilen. Hier bei den Stuibenfällen in Österreich.

Es gibt Familien-, Einsteiger-, Fortgeschritten- und Extrem-Touren. Je nach Tour unterscheiden sich die Dauer, der Anspruch an die Fitness, die Höhe der Sprünge und das Abseilen von Felsen. Für die meisten Touren reicht eine Grundfitness.

FamilieEinsteigerFortgeschritteneExtrem
Absprunghöhe 2m bis zu 6m1.5m bis zu 8m5m bis zu 10m8m bis zu 14m
Abseilhöhe3m bis zu 6m10m bis zu 25m 10m bis zu 20m20m bis zu 40m
Dauer 1.5 bis zu 4 Stunden1.5 bis zu 4 Stunden3 bis zu 6 Stunden3 bis zu 7 Stunden
Die Angaben variieren je nach Anbieter und können abweichen.

Vor jeder Tour gibt es immer eine Sicherheitseinweisung von einem erfahrenen Guide, der die Gruppe begleitet. Im Vordergrund steht immer der Spaß. Wer sich in einer bestimmten Höhe nicht wohlfühlt, kann bei vielen Touren einen Sprung oder das Abseilen aussetzen und um das Ereignis herum oder über eine Leiter nach unten gehen. Höhenangst sollte man beim Canyoning allerdings nicht haben.

Wer Canyoning nun ausprobieren möchte, findet weltweit Angebote, auch im alpinen Raum wie Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz und Slowenien.

Warum diese Tour?

In Jordanien war ich 2019 das erste Mal zum Canyoning. Als unser Neffe die Bilder sah und von unseren Erlebnissen hörte, sagte er: "Oh, das würde ich auch gerne mal ausprobieren". Zwischen Bassano del Grappa und Venedig erlebten mein Neffe und ich unsere erste gemeinsame Canyoning-Tour. Seitdem ist er genauso begeistert von dem Sport wie ich.

Und heute wollen wir eine Canyoning-Tour bei den Stuibenfällen in Österreich machen. Seit unserer letzten gemeinsamen Tour sind mittlerweile zwei Jahre vergangen. Aus diesem Grund haben wir uns für einen sanften Wiedereinstieg entschieden und machen die Familien-Tour. Diese bietet Sprünge aus zwei bis sechs Metern Höhe, einer Rutsche und einer Abseilstelle aus drei Metern Höhe. Es ist alles dabei, was wir uns bei einer Canyoning-Tour wünschen.

Gut zu wissen
In der Hauptsaison werden montags und mittwochs Familien-Touren angeboten. Diese müssen beim Veranstalter angefragt werden.

Der Treffpunkt

Wir treffen uns auf einem Schotterparkplatz in einem Industriegebiet in Reutte, Österreich. Die Kleinstadt Reutte liegt in Tirol und ist 16 km, ungefähr 20 Minuten mit dem Auto von Füssen in Deutschland entfernt.

Mit der Buchung schickt der Veranstalter Canyonauten eine genaue Wegbeschreibung per E-Mail, denn der Treffpunkt ist etwas schwierig zu finden. Als wir an Mitarbeiter-Parkplätzen des E-Werks in Reutte vorbeifuhren, kamen kurz Zweifel auf, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Das waren wir. Plant ein bisschen mehr Zeit für die Anreise ein.

E-Werk Reutte - E-Werkstraße 1 - 6600 Reutte - Österreich

Vor der Tour

Es kurz nach 13 Uhr. An diesem Julitag strahlt die Sonne vom blauen Himmel und das Thermometer zeigt 30°C an. Es ist heiß. Bei diesen Temperaturen haben wir nichts gegen eine Abkühlung in den alpinen Gebirgsbächen. Auf dem Schotterparkplatz angekommen, parken wir unser Auto und melden uns bei unseren heutigen Guides Conny, der männliche Guide und Carmen an.

Nachdem sich alle 14 Teilnehmenden angemeldet haben, versammelt sich die Gruppe im Halbkreis vor den Guides und wir bekommen das Equipment überreicht. Unter freiem Himmel und unter der prallen Sonne stehen wir auf einer schwarzen Plane, die auf dem Schotterboden ausgelegt ist. Bei der Wärme ist es gar nicht so leicht mit einem verschwitzen Körper in den Neoprenanzug zu kommen.

Neben dem Neoprenanzug erhalten wir außerdem Neoprensocken und sogar Canyoning-Schuhe, die mit Wanderschuhen vergleichbar sind. Bei den meisten Anbietern muss man Turnschuhe mitbringen und dann wird es mit den Neoprensocken sehr eng, weil diese ungefähr den Platz einer zusätzlichen Schuhgröße beanspruchen. Und zum Schluss wird das Gurtzeug angelegt und der Helm aufgesetzt.

Gut zu wissen
Es gibt keine Umkleidekabinen oder Toiletten.

Der Weg zum Start

Die Ausrüstung haben wir angezogen und angelegt. Nun beginnt unser Fußmarsch zum Startpunkt und wir laufen ein Teilstück des "Stuibenfälle-Ministersteig"-Rundwanderwegs. Uns kommen einige Wandernde entgegen, die uns freundlich anlächeln. Über einen sandigen und steinigen Weg gehen wir durch ein Waldgebiet und sind dankbar für den Schatten, den die Laub- und Nadelbäume werfen.

Während wir eine Metallbrücke überqueren, sehen wir die ersten Stuiben-Wasserfälle. Weil es so heiß ist und das Wasser nun so nah, gehen wir hinter der Brücke zum Flussbett hinunter. Dort setzen wir unsere Helme ab, füllen diese mit Wasser und kippen uns das eiskalte Wasser über den Kopf. Wir sind uns nicht sicher, ob in diesem Moment mehrere Dampfwolken, wie in einem Dampfbad, aufgestiegen sind. Aber es ist sehr erfrischend und tut gut.

Die ersten Stuibenfälle, auf dem Weg zum Startpunkt unserer Canyoning-Tour

Erfrischt laufen wir weiter und entdecken in einer Schlucht eine andere Canyoning-Gruppe. Jemand springt gerade von einem Felsen in einen der grün leuchtenden Pools und eine andere Person klettert rechts an einem Wasserfall nach unten. Weitere kleine Wasserfälle bahnen sich ihren Weg über herausragendes Gestein des Baches. Ein malerischer Anblick. Ob wir auf unserer Tour auch zu dieser Stelle kommen?

Rechts seilt sich ein Canyoning-Teilnehmer neben einem Stuiben-Wasserfall ab

Über unebene Wege laufen wir durch Waldstücke weiter, immer im Wechsel von Sonne und Schatten und erreichen ungefähr 20 Minuten später den Einstieg in die Schlucht. In dem grün leuchtenden Pool werden wir unsere Canyoning-Tour beginnen. Doch um dorthin zu gelangen, müssen wir einen steilen Abhang hinunter. Einige Teilnehmende klettern langsam und vorsichtig und andere rutschen auf dem Po die glatten Steine nach unten.

Der Startpunkt unserer Canyoning-Tour: im grün leuchtenden natürlichen Pool vor den dreistufigen Stuibenfällen, die aus der Entfernung eher als Rinnsal zu erkennen sind

Sicherheitseinweisung

Die schmalen dreistufigen Stuibenfälle stürzen in den natürlichen Pool. Als auch wir den Pool erreichen, dürfen wir uns in das kühle und erfrischende Wasser stürzen. Die Abkühlung tut uns allen sehr gut. Unsere mittlerweile erröteten Gesichter nehmen langsam wieder den ursprünglichen Ton der Hautfarbe an. Ohne den Neoprenanzug wäre mir das Wasser vermutlich zu kalt zum Baden.

Nach der 20-minütigen Wanderung zum Startpunkt, erfrischt sich die Gruppe im natürlichen Pool vor den Stuibenfällen

Nach der Abkühlung folgt die Sicherheitseinweisung unserer Guides Conny und Carmen. Sie erklären uns die verschiedenen Sprung- und Rutschtechniken, den Umgang mit den Karabinern und was beim Abseilen beachtet werden muss. Dass wir während des Laufens in Flussabschnitten immer "einen festen Schritt" haben sollen und rücksichtsvoll miteinander umgehen.

Uns wird gezeigt, wie wir das "O"-Zeichen für "Es ist alles okay" nach einem Sprung oder dem Rutschen geben, sobald wir aus dem Wasser aufgetaucht sind. Eine Faust wird auf den Kopf gelegt, damit sich der entsprechende Arm zu einem seitlichen "O" formt. Und am wichtigsten: wir sollen alle zusammen Spaß haben.

Die Canyoning-Tour beginnt

Der erste Spaß erwartet uns bereits. Zwischen zwei Felsen am Pool spannen unsere Guides ein Seil: unsere Seilrutsche. Damit mein Neffe und ich uns wieder an die Höhe gewöhnen, springen wir von einem niedrigeren Felsen aus vier Metern Höhe in den Pool. Das fühlt sich richtig gut an und macht Spaß. Nach den zwei Sprüngen möchten wir nun den sechs Meter hohen Felsen ausprobieren. Dort können wir entscheiden, ob wir in den Pool springen oder an der Seilrutsche ins Wasser rutschen möchten.

Springen oder Rutschen?

Wir gehen an unserer vier-Meter-Absprungstelle vorbei und weiter nach oben. Auf einem schmalen unebenen Felsvorsprung stellen wir uns hinter den anderen Teilnehmenden aus unserer Gruppe an. Die Stelle ist so schmal und uneben, dass ein Sicherheitsseil gespannt ist, an dem wir uns mit unseren Karabinern einhaken und sichern. Vor dem Sprung oder der Rutschpartie entsichern wir uns wieder.

Nun müssen wir uns entscheiden: Springen, aus sechs Metern Höhe oder Rutschen. Die meisten Männer unserer Gruppe und die Kinder springen, ohne zu zögern vom Felsen. Respekt. Die Damen aus unserer Gruppe sind schon etwas vorsichtiger und die meisten rutschen über die Seilrutsche in den Pool.

Nun bin ich an der Reihe. Ich zögere und schaue nach unten. Mein Herz klopft und meine Finger kribbeln. Seilrutsche oder Sprung? Ich habe mich entschieden und rutsche mit einem Bauchkribbeln hinunter ins Wasser.

Auch mein Neffe zögert kurz und überlegt, ob er springt. Doch dann entscheidet er sich auch für die Seilrutsche. Und weil uns das Rutschen so viel Spaß gemacht hat, stellen wir uns gleich noch einmal an. Mit der Seilrutsche sause ich noch einmal ins Wasser und springe anschließend mal wieder von dem vier-Meter-Felsen.

Nachdem ich noch ein weiteres Mal gerutscht und gesprungen bin, bleibe ich in dem grünen natürlichen Pool. Nun komme ich mit einigen Eltern ins Gespräch, die mit ihren Kindern auch an dieser Tour teilnehmen und wir tauschen uns über die ersten Eindrücke dieser Tour aus. Währenddessen haben die Kinder und die meisten Männer weiterhin ihren Spaß und Springen und Rutschen ins Wasser. Bis unsere Guides sagen: "Wir gehen weiter."

Nach dem Springen und Rutschen gehen wir zum nächsten Teil der Canyoning-Tour über

Vorsicht Lava

Das Springen und Rutschen war erst der Anfang. Nun laufen wir durch ein ziemlich trockenes Flussbett über weiße und graue runde Steine und sind bemüht immer mit "einem festen Schritt" zu laufen. Wo sonst der Fluss entlangfließt, sind heute nur noch Pfützen. Der Sommer war bisher sehr heiß, dadurch ist der Wasserstand vieler Flüsse und Seen sehr niedrig.

Um die Tour auch für die Kinder unterhaltsamer zu machen, spielen wir, dass das Wasser Lava ist. Wir dürfen nur über die Steine gehen! Die Kinder lachen und quietschen vor Freude. Auch wir Erwachsenen machen mit und haben unseren Spaß daran. Währenddessen unterhalte ich mich mit einem Pärchen aus den Niederlanden, die auch ihren Urlaub in dieser Region verbringen. Ihr Sohn und mein Neffe haben sich trotz der deutsch-niederländischen Sprachbarriere angefreundet und laufen nun weit vor uns.

Unser nächstes Hindernis ist ein Felsen, über den ein kleiner Wasserfall fließt. Diesen rutschen wir nun rückwärts hinunter. Die Kinder haben so viel Spaß und rutschen den Wasserfall mit einem Rückwärts-Purzelbaum noch einmal nach unten.

Rückwärts einen kleinen Wasserfall hinter Rutschen

Das Abseilen

Das nächste Abenteuer erwartet uns jetzt. Wir sind in der Schlucht angekommen, in der wir vorhin gesehen haben, wie sich jemand neben dem Wasserfall abseilt. Und das ist nun unsere Aufgabe: Abseilen neben einem drei Meter hohen Wasserfall. Allerdings nicht der vordere auf dem unteren Bild, sondern der hintere Wasserfall. Da ich mich erst einmal neben einem 25 Meter hohen Wasserfall abgeseilt habe und das bereits zwei Jahre zurückliegt, bin ich etwas nervös. Wegen der Höhe bin ich gar nicht nervös, sondern, ob ich gut und ohne abzurutschen nach unten klettern werde.

Wir klettern neben dem hinteren und kleineren Wasserfall drei Meter nach unten

Mein Neffe gehört mit zu den Ersten, die sich abseilen. Er und auch andere Teilnehmende sind an einer Stelle mit dem Fuß abgerutscht, konnten sich aber gut halten und weiter abwärts klettern. Bei einigen hat man gesehen, dass sie Erfahrung haben, denn sie sind ohne Probleme und zügig die drei Meter nach unten geklettert.

Nun bin ich an der Reihe. Ich sichere mich, drehe mich um und setze den ersten Fuß an die Felskante. Schritt für Schritt seile ich mich abwärts. Ich bin so konzentriert, dass ich alle Geräusche ausblende und noch nicht einmal den Wasserfall neben mir rauschen höre. Es ist ganz ruhig um mich herum, bis zu einer Schrecksekunde.

Ich rutsche an einer glitschigen Stelle mit einem Fuß an den Steinen ab. An der Stelle, an der andere Teilnehmende vor mir abrutschten. Aber auch ich kann meine Kletterposition halten und komme wohlbehalten unten an. Ein wohliges Glücksgefühl durchströmt mich und ich fühle sehr erleichtert und bin auch ein bisschen aufgekratzt.

Der letzte Sprung

Beim Überklettern eines kleinen Wasserfalls kann ich nach dem Abseilen kurz durchatmen. Nun erreichen wir unseren letzten Punkt auf der Tour, der noch einmal für Herzklopfen sorgt. Wir springen von einem sechs Meter hohen Felsen in einen natürlichen Pool der Stuibenfälle. Neben unserer Absprungstelle rauscht ein Wasserfall in die Tiefe.

Durch die Sprünge zu Beginn unserer Tour und vermutlich das Abseilen, fühle ich mich gut und freue ich mich sogar darauf. Ich stelle mich an die Felskante und springe als Letzte unserer Gruppe ab. Während des Sprungs ziehe ich die Knie an, halte mir die Nase zu und tauche mit einem großen Platscher ins Wasser ein. Nachdem ich wieder aufgetaucht bin, lege ich meine rechte Faust auf den Helm und gebe ich das "Okay"-Zeichen. Es war ein toller Sprung.

Mein Sprung vom sechs Meter hohen Felsen, rechts im Bild rauscht einer der Stuibenfälle in einen natürlichen Pool

Der Abschluss

Unser Abschluss wird noch einmal schön. Wir schwimmen im grünen und glasklaren Wasser, klettern über kleine Kaskaden-Wasserfällen und erreichen unseren letzten Punkt der Tour: die unteren Fälle der Kaskaden. Hier setzen wir uns vor den Wasserfall auf die Steine und es werden Familien- und Gruppenfotos gemacht.

Nach zwei Stunden steigen wir an der Stelle aus dem Wasser, an der wir uns zu Beginn der Tour die Helme mit Wasser gefüllt und über den Kopf geschüttet haben. Von hier sind es auch nur noch zehn Minuten Fußmarsch zurück zum Parkplatz. Während der letzten Etappe mischt sich die Gruppe, unterhält sich und ist ganz euphorisiert nach den Erlebnissen.

Fazit

Nach zwei Jahren Pause war diese Tour ein idealer Wiedereinstieg. Zwischen adrenalinfördernden Aktivitäten wie die Sprünge, die Seilrutsche und das Abseilen waren auch ruhigere Einheiten mit kurzen Wanderungen und den kleineren Wasserfall-Erlebnissen dabei. Die Schlucht und die Stuibenfälle sind wunderschön. Die Chance zu bekommen, diesen Naturschönheiten so nah zu kommen, war fantastisch. Unsere Highlights waren die Seilrutsche, die Sprünge und das Abseilen. Wir wurden nicht enttäuscht. Diese Tour ist ideal für Anfänger und alle, die Canyoning mal ausprobieren möchten, besonders für Familien.

Gut zu wissen

Nützliche Hinweise für die Tour-Vorbereitung

  1. Tour-Dauer beim Anbieter "Bergwasser": 2.5 Stunden
  2. Tour-Dauer beim Anbieter "Canyonauten": 4 Stunden
  3. Es gibt keine Umkleiden oder Toiletten
  4. Eine Grundfitness sollte vorhanden sein
  5. Keine Höhenangst haben

Dinge, die Du mitbringen solltest

  1. Verpflegung
  2. Badesachen
  3. Handtuch
  4. Wechselkleidung

Sommerrodelbahn in Nesselwang

Geschwindigkeitsrausch im AlpspitzCOASTER

Lachen. Kreischen. Bauchkribbeln. Geschwindigkeitsrausch. Eine Fahrt mit der Sommerrodelbahn AlpspitzCOASTER kann all das sein. Die schienengeführte Bahn an der Alpspitzbahn in Nesselwang in Bayern führt über Wellen, Kreisel, Brücken und Tunnel zurück ins Tal.

Sommerrodelbahn „AlpspitzCoaster“ in Nesselwang am Berg Alpsitz

Wo finde ich die Sommerrodelbahn?

Im Ostallgäu in Bayern liegt der beschauliche Ort Nesselwang. An dem großen Parkplatz zur Seilbahn "Alpspitzbahn" befindet sich die Sommerrodelbahn "AlpspitzCOASTER". Wer Wandern und das Erlebnis Sommerrodelbahn verbinden möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.

Vor der Fahrt mit dem AlpspitzCOASTER

Meine Familie und ich machen in diesem Sommer Urlaub im Ostallgäu. Während der Fahrt mit dem Sessellift zur Bergstation des Alpspitz-Bergs haben wir die Strecke gesehen und beschlossen, dass wir nach unserer Wanderung diese Sommerrodelbahn ausprobieren müssen.

Nun sind wir zurück im Tal und gehen direkt zum Ticketschalter der Sommerrodelbahn, um unsere Tickets zu kaufen: für 9 Euro pro Person (Stand 08/2024). Vier Leute und hoffentlich viermal Spaß. Lange müssen wir zum Glück nicht anstehen und sitzen bereits fünf Minuten später hintereinander in unseren rot-schwarzen Schlitten.

Vor der Abfahrt in der Sommerrodelbahn "AlpspitzCOASTER"

Wie in einem Auto schnallen wir uns mit einem Dreipunktgurt an. Vorfreude und ein wenig Aufregung mischen sich nun. Von einem Mitarbeiter der Bahn bekommen wir einzeln vor der Fahrt eine Sicherheitseinweisung: Hebel nach unten drücken, um Gas zu geben, Hebel nach oben ziehen, um zu Bremsen und das Abschnallen ist während der Fahrt nicht möglich, weil es eine Gurtverriegelung gibt. Wir sind vorbereitet. Es kann losgehen.

Die Fahrt beginnt

Mit einem großen Abstand zueinander werden wir einzeln mit einem Bergauflifter 680 Meter zum Startpunkt gezogen: vorbei an Bergwiesen, durch Tunnel und an Fahrgästen, die schon über die Piste sausen und "Juchuuuhhhh" rufen. Und während der gesamten Zeit habe ich das metallische Klackern des Bergauflifters im Ohr.

Neben der Sommerrodelbahn fährt die Seilbahn entlang. Fahrgäste, die in den Sesselliften sitzen, winken mir mit einem Lächeln zu und ich winke zurück. An höheren Punkten habe ich einen schönen Ausblick auf den Alpspitz-Berg. Dieser Teil der Sommerrodelbahn ist sehr gemütlich und trotzdem erlebe ich ein Wechselbad der Gefühle: Bauchkribbeln, Herzklopfen, Vorfreude und Entspannung.

Der Startpunkt kommt in Sicht und ich verstaue mein Handy. Nun erwarten mich 1.110 Meter Abfahrt auf der schienengeführten Sommerrodelbahn. Am Startpunkt angekommen drücke ich die Hebel nach unten und rausche in Richtung Tal.

Ich fahre durch Kurven, über Wellen und durch Tunnel. Dank der Hinweisschilder weiß ich, wann die nächste Kurve kommt, und ziehe die Hebel ein bisschen nach oben, um leicht zu bremsen. Ein bisschen Angst ist doch dabei, vielleicht aus der Kurve zu fallen. Auch wenn ich merke, dass der Schlitten gut auf den Schienen liegt und ich in die Kurven hineingedrückt werde. Ganz besonders bei der Fahrt durch den Kreisel. Dieser ist eines meiner Highlights und ich spüre ein Ziehen und Kribbeln in meinem Bauch, wie ich es bisher nur von Achterbahnfahrten kannte.

Der "Kreisel" der Sommerrodelbahn aus dem Sessellift der Seilbahn fotografiert

Nach wenigen Minuten ist die Fahrt vorbei und es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Meine Haare sind zerzaust, meine Hände zittern und ich möchte noch einmal fahren. Vielleicht fühlt sich so ein Geschwindigkeitsrausch an.

Nach der Fahrt ist vor der Fahrt

Meine drei Familienmitglieder und ich versammeln uns vor dem Monitor, auf dem die Bilder der Fahrt und die gefahrene Geschwindigkeit angezeigt werden. Meine angezeigte Geschwindigkeit ist 34 km/h. Im Gegensatz zum Rest meiner Familie bin ich anscheinend sehr gemütlich unterwegs gewesen: meine Schwester mit 37 km/h, mein Neffe (13 Jahre) mit 39 km/h und die Höchstgeschwindigkeit ist mein Mann mit 39,42 km/h gefahren. Die maximale Fahrgeschwindigkeit des AlpspitzCOASTER liegt bei 40 km/h. Mein Mann war also nah dran.

Während meine Schwester und ich doch mehrfach die Bremsen genutzt haben, sind die Herren mit durchgedrücktem Gashebel gefahren. Wir hatten alle sehr viel Spaß. Darum fahren mein Neffe und ich noch eine zweite Runde. Dieses Mal bin ich mutiger und drücke die Hebel während der gesamten Fahrt nach unten. Ich rausche hochkonzentriert über die Strecke. In den Kurven ruckelt es ein bisschen, aber ich bleibe stabil in den Schienen. Das Kribbeln im Bauch ist nun noch höher und der Spaß auch.

Sogar die Monitoranzeige bestätigt meine Vermutung, dass ich schneller war. Das Ergebnis der zweiten Runde: mein Neffe ist mit einer Geschwindigkeit von 41,33 km/h und ich mit 41,08 km/h unterwegs gewesen.

Fazit

Wer in der Nähe von Nesselwang ist und Lust auf eine Fahrt mit der Sommerrodelbahn hat, sollte hierherkommen. Vielleicht noch ein Gut-zu-wissen: Während ich beim Tandem-Paragliding über Schloss Neuschwanstein flog, ist mein Neffe am Tegelberg mit der Sommerrodelbahn gefahren. Im Vergleich hat ihm die Bahn in Nesselwang besser gefallen und mehr Spaß gemacht.

Wandern auf dem Alpspitz-Berg

Zwischen den GRÜNEN TÄLERN und dem MALERISCHEN ALPENVORLAND

Eine Hütte steht am Hang eines grünen Hügels und ist von Nadelbäumen umgeben. Über die Baumspitzen hinweg wird in einer Höhe von 1.575 Metern der Blick auf die Berge der Allgäuer Alpen und ins Tal freigegeben. Das ist nur einer von vielen schönen Ausblicken vom Gipfel der Alpspitze in Bayern.

Der Ausblick vom Gipfelkreuz der Alpspitze auf 1.575 Meter über dem Meeresspiegel

WIE KOMME ICH AUF DEN Alpspitz-Berg?

Am Parkplatz der Alpspitzbahn von Nesselwang beginnen die Wanderungen auf den Alpspitz-Berg. Zwischen der Bergstation, in fast 1.500 Metern Höhe, und dem Tal liegen ungefähr 600 Höhenmeter. Es gibt zwei Möglichkeiten das erste Ziel "Bergstation" zu erreichen: Wandern oder Seilbahn fahren.

Alpspitzweg 5, 87484 Nesselwang

ZWEI WANDERROUTEN FÜR UNS ANFÄNGER

In diesem Sommer verbringe ich eine Woche Urlaub mit meiner Familie im Ostallgäu in Bayern. Heute Morgen ist es noch sehr grau, trotzdem möchten wir im Nesselwanger Alpspitzgebiet wandern. Es heißt ja: „Das Wetter in den Bergen ändert sich sehr schnell.“ Und wir hoffen auf eine positive Änderung des Wetters und dass es nicht regnet.

Als Wander-Anfänger werden wir mit der Seilbahn zur Bergstation fahren, um Kräfte zu sparen. Wir haben uns zwei Wanderrouten herausgesucht, die an der Bergstation beginnen und jede soll ungefähr 30 Minuten dauern. Unsere heutigen Ziele: die eine Route führt uns zum Gipfelkreuz "Alpspitze" des Alpspitz-Bergs, die andere zur "Dinserhütte". Auf dem Weg zum Gipfelkreuz soll es eine Aussichtsplattform geben. Wir sind sehr gespannt, wie wir die Routen meistern werden.

Die Fahrt mit der Seilbahn

Wir starten nach dem Frühstück von unserem Hotel "Nesselwanger Hof" und spazieren an grünen Wiesen vorbei, über einen Schotterweg durch ein kleines Waldstück und erreichen nach ungefähr 15 Minuten den großen Parkplatz der Seilbahn. Dank der KÖNIGSCARD, die wir mit unserem Aufenthalt im Hotel erhalten haben, müssen wir keine Tickets kaufen. Einmal am Tag dürfen wir kostenlos die Seilbahn auf den Alpspitz-Berg nutzen. Die Fahrt zur Bergstation und zurück ins Tal würde für uns Erwachsene ansonsten 23 Euro (Stand 08/2024) kosten.

Vom Hotel Nesselwanger Hof zur Seilbahn "Alpspitzbahn", die hinter den Baumkronen auf der freien Hügelfläche fährt

Nehmen wir den Sessellift oder die Gondel? Es ist grau und ein bisschen windig. Trotzdem entscheiden wir uns für den Sessellift, der ausreichend Platz für uns vier bietet. Die Fahrt beginnt an der Talstation in einer Höhe von 911 Metern. Die Luft riecht nach frischem Gras und der Wind zerzaust unser Haar. Unter uns ist die Sommerrodelbahn „AlpspitzCOASTER“ und wir hören Kinder vor Freude kreischen. Noch während unserer Fahrt beschließen wir auch mit der Sommerrodelbahn zu fahren, sobald wir zurück sind.

In einiger Entfernung hören wir Kuhglocken läuten. Nun richten sich unsere Blicke suchend auf die Weide, die sich ungefähr zwölft Meter unter uns befindet und sehen fünf Kühe grasen. Auf einmal spüren wir Regentropfen auf unseren Armen und uns wird ein bisschen kalt, weil der Wind auffrischt. Besorgt schauen wir nun zum Alpspitz-Berg. Dort hängen die Wolken tief über der Bergstation. Die zweite Seilbahn zur Bergstation fährt noch und zum Glück müssen wir an der Mittelstation in diese umsteigen. Die zweite Etappe werden wir in einer Gondel zurücklegen.

Die Mittelstation

Die erste Etappe ist nach fünf Minuten Fahrzeit geschafft, auch wenn wir dafür nicht viel machen mussten. Nun befinden wir uns auf einer Höhe von fast 1.200 Metern und überlegen, ob wir auf der Hütte „Enzianstube“ erst einmal bleiben, um das Wetter zu beobachten. Aber wir sind zuversichtlich, dass das Wetter besser wird und laufen von der einen Seilbahn zur nächsten die 100 Meter an der Anmeldung für die Seilrutsche „AlpspitzKick“ und an einer Kuhweide vorbei. Die Kühe liegen mit den großen Kuhglocken um den Hals im grünen Gras oder stehen kauend auf der Weide.

An der Mittelstation der beiden Seilbahnen, die zum Alpspitz-Berg hinauffahren, liegen die Kühe auf der Weide.

Nun sitzen wir in der Gondel. Hier ist es deutlich wärmer und wir fahren noch einmal ungefähr fünf Minuten gemütlich zur Bergstation auf eine Höhe von fast 1.500 Metern. Die grauen Wolken hängen immer noch sehr tief, aber am Horizont reißt der Himmel etwas auf und die Sonne kämpft sich langsam durch. Bis jetzt haben wir alles richtig gemacht. Wir haben gute Laune und sind motiviert zu wandern.

Wanderung zum Alpspitz-Gipfelkreuz

Unser erstes Ziel liegt hinter dem Bergrücken, der wie ein Reitsattel aussieht: die Aussichtsplattform des Alpspitz-Bergs. Von der Aussichtsplattform wollen wir zum Gipfelkreuz weiter wandern. Links von uns ist die Hütte „Sportheim Böck“. Hier werden wir nach der ersten Wanderung Pause machen, weil es auf dem Weg zum Gipfelkreuz keine andere Hütte gibt. Wir starten in einer Höhe von 1.459 Metern und sind zuversichtlich, dass wir die 120 Höhenmeter auch als ungeübte Wanderer gut schaffen werden. Von der Bergstation laufen wir nach rechts in Richtung des Reitsattel-Bergrückens.

Auf dem Weg zum Gipfelkreuz des Alpspitz-Bergs. Hinter dem Hügel, der wie ein "Reitsattel" aussieht, ist eine Aussichtsplattform

Der Weg ist sandig, staubig und mit kleinen Steinen überzogen. Wir laufen an grünen Almwiesen vorbei, die im Juli an manchen Stellen schon gelb-golden leuchten. Auf den Wiesen und am Wegesrand blühen violette Disteln, blauer Enzian und Glockenblumen. Fichten und Eiben ragen in den Himmel. Aus Kalksteinen wachsen weiße Margeriten und rosafarbener Thymian. Wir bleiben immer wieder stehen, aber nicht, um Luft zu holen, sondern, um auf die beeindruckende Landschaft mit den Gipfeln der Voralpen zu schauen.

Fast am Ziel

Der Weg zu unserem Ziel bleibt sandig und steinig. Mit Ausnahme von meiner Schwester tragen wir glücklicherweise alle Wanderschuhe. Sie trägt Turnschuhe und rutscht vereinzelt auf dem unebenen Untergrund weg.

An einer Gabelung entdecken wir einen Wegweiser, mit dem Hinweis „Alpspitz“. Das ist unser Ziel und es soll nur noch 10 Minuten von uns entfernt sein.

Empfehlung: Wanderschuhe tragen

Das letzte Stück wird etwas anspruchsvoller. Die Steigung des Pfads nimmt zu und das Laufen wird anstrengender. Hin und wieder können wir uns ein Schnaufen nicht verkneifen. Da kommen uns die Aussichtspunkte auf die eindrucksvollen Berge sehr gelegen und laden zu einer kurzen Pause zum Durchatmen ein. Und nun ist auch der Himmel aufgerissen und die Sonne scheint.

Die Aussichtsplattform

Wir haben es geschafft! Etwas kurzatmig, aber in den 30 Minuten und mit einigen Fotostopps kommen wir an der Aussichtsplattform an. Besuchende versammeln sich am schulterhohen Holzgeländer und schauen in die Ferne auf das flache Tal mit grünen Wiesen und blauen Seen. Die Voralpen, Tiroler- und Ammergauer Alpen erheben sich majestätisch. Die roten Dächer der Ortschaften leuchten zwischen dem Grün der Wiesen und wirken wie eine Ansammlung von Monopolyhäusern.

Erwachsene zeigen auf einen Punkt am Horizont und erzählen ihren Kindern etwas. Andere sitzen auf dem Rand der zweiten Plattform, trinken Wasser und essen ihre mitgebrachten Brote. Auch wir genießen den Ausblick auf die Landschaft, atmen durch und für unsere nächste Etappe: das Gipfelkreuz.

Zum Gipfelkreuz

Von der Aussichtsplattform sind es nur noch wenige Minuten bis zum Gipfelkreuz. Doch der Weg wird immer schmaler und unebener. Wurzeln ragen aus dem Boden, aus Steinchen sind große Steine geworden. An Felsen stützen wir uns ab und warten am Wegesrand, damit entgegenkommende Wandernde an uns vorbeigehen können. Und wenn wir an den richtigen Stellen zwischen den Nadelbäumen stehen, präsentiert sich ein neues Panorama dieser wunderschönen Landschaft.

Am Gipfelkreuz auf 1.575 Metern angekommen, stehen und sitzen Wandernde auf weißen abgerundeten Felsen und schauen in die Ferne. Imposante Berge erheben sich aus dem grünen Tal mit blauen Seen. Eine einzelne Hütte steht am Hang eines Hügels. Über einem Berg hängen tiefe graue Wolken. Von hier oben bietet die 180°-Aussicht einen wundervollen Ausblick. Auch ich bleibe einige Minuten auf den weißen Felsen stehen und betrachte die Landschaft.

Da mich die Aussicht so ablenkt, bekomme ich gar nicht mit, dass mein Mann das Gipfelbuch aus einem Kasten am Gipfelkreuz herausholt. Das ist eine Art Gästebuch für Wanderer. Er und unser Neffe tragen sich in das Gipfelbuch ein und auf unserem Weg zur Hütte „Sportheim Böck“, erzählen sie mir davon.

Die Hütte Sportheim Böck

Nach unserer ersten Wanderung zum Gipfelkreuz fühlen wir uns gut und sind noch ganz verzückt von den vielen schönen Ausblicken. Auch auf der Terrasse der Hütte „Sportheim Böck“ blicken wir auf das imposante Voralpenland. Auf diesem Berg scheint es fast überall Aussichtspunkte zu geben, die uns für einen Moment innehalten und über die Schönheiten der Natur staunen lassen. Mit Kaiserschmarrn und Würsten stärken wir uns für unsere nächste Wanderung zur "Dinserhütte".

Ausblick von der Hütte „Sportheim Böck“

Die Wanderung zur Dinserhütte

Nach der Pause auf der Hütte fühlen wir uns gut und sind motiviert die nächste 30 Minuten-Tour zu wandern: zur Dinserhütte. Also los geht’s. Erst einmal führt uns der Weg über den sandig steinigen Boden zurück zu der Gabelung, an der wir zur Aussichtsplattform und zum Gipfelkreuz abgebogen sind. Da wir den Weg bis zur Gabelung schon kennen, bleiben wir weniger an den Stellen stehen, die den Blick auf das wunderschöne Bergpanorama freigeben. Vielleicht fehlen uns nun die kurzen Stopps, denn dieses Mal fühlt sich der Weg etwas anstrengender an.

Wanderung zur Dinserhütte auf dem Alpspitz-Berg

Der Weg führt uns nun in einen dichten Wald. Dieser könnte aus einer Vorlage von Grimm's Märchen „Schneewittchen“ entstammen. An den Hängen wuchert der Farn und Nadelbäume flankieren den unebenen kurvenreichen Weg, der uns auch über kleine Hügel hoch und runter und hoch und runter führt. Wir sind eindeutig "Flachland-Tiroler", denn auch hier kommen wir ganz schön ins Schnaufen.

Das Licht wird wieder heller und wir verlassen das kleine Waldstück. Auf einem langen, grünen Hang ragen einzelne Nadelbäume in die Höhe und am Horizont sind Bergkuppen zu sehen.

Wanderung zur Dinserhütte

Die Aussicht

An grünen Wiesen mit Gräsern und Wildblumen wandern wir weiter, bis wir an einer kleinen Hütte vorbeikommen. Ein Wegweiser zeigt an, dass wir nur noch 15 Minuten von der Dinserhütte entfernt sein sollen. Weil der Ausblick auf die Berge, das Tal und die Blumenwiese so malerisch ist, machen wir einige Pausen und kommen nur sehr langsam voran.

Während meine Schwester, mein Neffe und ich Fotos machen und die Aussicht genießen, erinnert sich mein Mann in dem Moment an einen Social Media-Beitrag, den er vor unserer Abreise gesehen hat: Ein Pärchen wandert drei Stunden zu einer Hütte, doch diese ist geschlossen. Im Internet - ja, es gibt Empfang - prüft er, ob die Dinserhütte geöffnet hat.

Wir sind nur 15 Minuten von unserem Ziel entfernt, doch auch wir hätten an diesem Donnerstag vor verschlossener Tür gestanden. Die Dinserhütte hat nur am Samstag, Sonntag und an Feiertagen (Stand 08/2024) geöffnet. Glück gehabt. Also drehen wir auf halber Strecke um und wandern zurück zur Seilbahn. Wir ärgern uns darüber nicht, weil wir uns nun auf die Fahrt mit der Sommerrodelbahn freuen.

Fazit

Meine Schwester und ich sind vom Wandern begeistert. Mein Mann und unser Neffe sind noch nicht zu 100% überzeugt. Als Anfänger haben wir die ausgewählten Routen zum Gipfelkreuz und die Teilstrecke zur Dinserhütte gut gemeistert und fühlten uns nicht überfordert. Die wunderschöne Natur und die Ausblicke auf das imposante Bergpanorama haben uns sehr beeindruckt. Wenn es die Möglichkeit gibt, werde ich auch zukünftig versuchen kleinere Wanderungen in den Urlaub einzubauen. Und ich versuche weiterhin meinen Mann für das Wandern zu begeistern.

Das Schloss Neuschwanstein besuchen

Zwischen Glanz und Größenwahn

Auf einem Bergrücken, hoch über der Pöllatschlucht und vom Ammergebirge umgegeben, thront ein Bauwerk, das zu den Top-Sehenswürdigkeiten in Bayern zählt. Es diente als Vorlage für das Disney-Logo und den Zeichentrickfilm "Cinderella" und zählt mit über 1.4 Millionen Besuchern jährlich zu den meistbesuchten Schlössern in Europa: Neuschwanstein. Es ist ein wahrer Besuchermagnet der Region. Auch meine Familie und ich möchten das Bauwerk heute aus der Nähe und von innen besichtigen, nachdem ich beim Tandem-Paragliding das Schloss Neuschwanstein bereits aus der Luft betrachten konnte.

Beim Tandem-Paragliding fliegen wir nah am Schloss Neuschwanstein

Der Mythos Schloss Neuschwanstein

Der menschenscheue König Ludwig II. ließ ab 1869 das Schloss Neuschwanstein für sich als Rückzugsort bauen, das damals noch "Neue Burg" genannt wurde. In seiner Welt war es nicht vorgesehen, das Schloss für Fremde zu öffnen. Doch König Ludwig II. starb im Juni 1886 und nur sieben Wochen später, am 01. August 1886 kamen die ersten Besucher, um das sogenannte "Märchenschloss" zu besichtigen. Seitdem haben mehr als 130 Millionen Besucher diese Sehenswürdigkeit besucht.

Ab 1869 wurde das Schloss Neuschwanstein mit mittelalterlichen Formen erbaut.

Ohne Lebens- und Politikerfahrung wurde Ludwig II. mit nur 18 Jahren im Jahr 1864 König. Zwei Jahre später besiegten die Preußen das damals eigenständige Königreich Bayern und er war nicht länger Souverän. Auch als konstitutioneller Monarch und hoch verschuldet, ließ Ludwig II. an seiner "Neuen Burg" weiterbauen. Die Banken drohten 1885 mit Pfändung. Der einstige König wurde daraufhin 1886 entmündigt, durch die Regierung abgesetzt und im Schloss Berg am Starnberger See untergebracht. Dort wurde er am 13.06.1886 im Starnberger See Tod aufgefunden. Die Todesursache bleibt bis heute ein Rätsel.

Wie komme ich zum Schloss Neuschwanstein?

Es gibt drei Möglichkeiten:

  1. zu Fuß: ca. 40 Minuten
  2. mit der Pferdekutsche
  3. mit dem Shuttlebus bis zur Haltestelle Aussichtspunkt "Jugend"/ Marienbrücke und von dort 15 Minuten zu Fuß laufen

Zu Fuß zum Schloss Neuschwanstein

Auch wenn der Himmel heute sehr bedeckt ist und es vereinzelt leichte Schauer gibt, möchten wir zum Schloss Neuschwanstein spazieren. Im Internet wird angegeben, dass ungefähr 40 Minuten für den Weg zu Fuß eingeplant werden sollen. Ob wir heute auf den Pfaden von König Ludwig II. spazieren?

Sicher ist, wir spazieren auf dem Weg, der Neuschwansteinstraße, den es schon zu Ludwigs Zeiten gab. Er kannte den Bauplatz seiner "Neuen Burg" seit seiner Kindheit, weil er vom Schloss Hohenschwangau selbst Wanderungen und Spaziergänge dorthin unternahm. Auf den Resten einer mittelalterlichen Burg ließ er seine "Neue Burg" errichten, die erst nach seinem Tod "Neuschwanstein" genannt wurde.

Wir überqueren die hektische Alpseestraße: Fußgänger versuchen die Straße zu überqueren, Autos versuchen vorwärtszukommen und der Shuttlebus zur Marienbrücke schlängelt sich auch in den Straßenverkehr ein. Am Straßenrand warten Leute auf die Pferdekutsche, die sie zum Schloss Neuschwanstein transportiert. Wir überqueren erfolgreich die Straße und folgen dem Weg, der seitlich von der Alpseestraße weg und an grünen Wiesen vorbeiführt.

Mit vielen anderen Fußgängern spazieren wir auf der leicht ansteigenden und asphaltierten Straße. Wir weichen den Pferdekutschen aus, die Gäste vom und zum Schloss Neuschwanstein transportieren. Der Weg ist gut ausgebaut und wird von einem schönen grünen Mischwald flankiert. Birken, Ulmen, Fichten und Farne säumen den Weg und geben an lichten Stellen einen Ausblick auf die wunderschöne Landschaft frei.

Ankunft am Schloss Neuschwanstein

Bereits nach 20 Minuten, anstatt der angegebenen 40 Minuten, erreichen wir das Schloss Neuschwanstein. Es war ein schöner Spaziergang, auch wenn zeitweise viele Spaziergänger unterwegs waren und wir auf die Pferdekutschen achten mussten. Doch am Ziel angekommen, steigt die Neugier, das Schloss zu erkunden. Hinter den dichten grünen Bäumen ragt ein heller spitzer Turm mit Verzierungen an der Fassade empor. Der Anblick erinnert mich sehr an den Märchenfilm Rapunzel oder Cinderella.

Einer der Spitztürme von Schloss Neuschwanstein

Mit dem Bau des Schlosses wurde erst 1869 begonnen. Der bayerische König Ludwig II. verehrte die Kultur und das Königtum des Mittelalters. So sind Spitz- und Wehrtürme und Rundbogenfenster mit Säulen aus dieser Zeit gebaut worden. Trotzdem wurde das Schloss mit der damals modernsten Technik ausgestattet. Es wurden Kachelöfen und Zentralheizungen eingebaut, fließendes Wasser und eine direkte Telefonleitung zum Postamt gab es auch.

Ob wir die moderne Ausstattung auch gleich sehen werden? Mit unseren Tickets nähern wir uns dem Torbau, der bereits 1873 fertiggestellt war. Dort angekommen wird uns freundlich von einem Mitarbeiter mitgeteilt, dass wir zu früh sind und erst 15 Minuten vor Tour-Beginn in den Schlosshof dürfen.

Dann nutzen wir die Gelegenheit und sehen uns auf dem Vorplatz des Schlosses um. In der Nähe des Eingangs gibt es Souvenirstände, ein Restaurant, einen Imbissstand und Schließfächer, sogar für Kinderwagen. In der Nähe der Schließfächer entdecken wir eine Aussichtsplattform. Von dort blicken wir auf die schöne Eingangsseite des Schlosses Neuschwanstein und warten, bis andere Touristen ihre Fotos gemacht haben. Als eine Lücke entsteht, flitzen wir schnell zum verglasten Geländer, um unsere Erinnerungsfotos zu machen. Im Sommer kommen im Durchschnitt mehr als 6.000 Besucher pro Tag, um das Schloss zu besichtigen. Aber so voll scheint es heute nicht zu sein.

Bevor die Tour beginnt

15 Minuten bevor unsere geführte Tour durch das Schloss Neuschwanstein beginnt, dürfen wir in den Schlosshof. Wir durchschreiten das Eingangstor und befinden uns im Unteren Schlosshof. Der Weg ist mit hellen Steinen gepflastert und an den Seiten der Kalksteinfassade stehen Bänke für die wartenden Besucher. Für einen Donnerstag im Juli scheint es nicht sehr voll zu sein. Vielleicht liegt es auch an der Zeit unserer gebuchten Tour, die um 13:10 Uhr beginnt.

Warten im Eingangsbereich des unteren Schlosshofes, bevor die geführte Tour beginnt

Wir tauchen langsam in die "Neue Burg" von König Ludwig II. ein. Zwei Jahre vor seinem Tod konnte Ludwig seine Wohnräume im Jahr 1884 beziehen. Es waren 200 Räume geplant, doch es wurden nur 21 fertiggestellt. Heute können 14 der 21 Räume besichtigt werden und trotzdem ist die Faszination für das Schloss weiterhin groß.

Bevor unsere Tour beginnt, spazieren mein Neffe (12 Jahre) und ich über den Schlosshof. Vom Unteren Schlosshof gehen wir an der Ticket-Kontrolle für die gebuchten Touren vorbei und die Treppe nach oben in den Oberen Schlosshof. Hier oben befinden sich das Ritterhaus auf der rechten Seite und geradezu das sogenannte Palas mit zwei kleinen Türmen im oberen Teil der mit Fresken verzierten Fassaden. Im Palas befinden sich die Wohnräume, der Thronsaal und der Sängersaal des Königs. Auf der linken Seite befinden sich die Kemenate, mit kleinen beheizten Räumen. Wir sind schon ganz gespannt, wie die Räume gestaltet sind.

Die Führung durch Schloss Neuschwanstein

Wir scannen unsere Tickets an der Ticket-Kontrolle und unser Tour Guide erwartet uns an der Tür des rechten vorderen Turms. Nun werden wir uns die Räume ansehen, in denen König Ludwig II. auf zwei Jahre verteilt 170 Tage verbracht hat. Damit wir den Tour-Guide besser verstehen können, erhalten wir Audio-Guides. Bei einer Gruppengröße von bis zu 45 Personen können so alle Teilnehmenden die Informationen gut verstehen. Und jetzt gehts los: über eine Wendeltreppe steigen wir im Turm nach oben und hören das ein oder andere Schnaufen.

Das Fotografieren ist während der Tour nicht gestattet. Für diesen Beitrag wurden alle Fotos der Innenräume mit freundlicher Genehmigung von der Bayerischen Schlösserverwaltung für eine Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Außenaufnahmen vom Schlosshof und Landschaftsaufnahmen, die ich vom Balkon des Schlosses fotografiert habe, wurden mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Veröffentlichung freigegeben.

Das sind unsere Highlights der Tour

Im dritten Stock beginnt unsere Tour im Thronsaal. Wir stehen auf einem Mosaikboden, der die Erde mit ihren Pflanzen und Tieren zeigt. Von der Mitte der blau-grünen kuppelförmigen Decke, die mit goldenen Sternen verziert ist, hängt ein vier Meter hoher, mit Edelsteinen aus böhmischem Glas verzierter Kronleuchter. Hohe Säulen tragen golden verzierte Rundbögen. Könige und Heilige wurden in Wandgemälden dargestellt. Doch ein Thron ist im Thronsaal nicht zu finden, weil dieser nie in Auftrag gegeben wurde. In diesem Saal sollten keine Staatsakte zelebriert werden und trotzdem hat dieser Raum mit 207 qm eine beachtliche Größe.

Über einen Gang, der an schlicht ausgestatteten Dienerräumen mit zwei Betten, einen Tisch und vier Stühle vorbeiführt, gelangen wir in das Schlafzimmer von König Ludwig II. Durch Buntglasfenster dringt das Licht des tristen und bewölkten Tages. An einer dunklen Holzwand steht das Bett im neogotischen Stil. Die Sitzgelegenheiten und die Leseecke sind mit blauer Seide bezogen und mit Löwen, Schwänen, Kronen und Lilien bestickt. Das geschlossene Bücherregal ist aus dunklem Holz und mit Blumen bemalt und der Kachelofen zeugt von den modernen Annehmlichkeiten des Schlosses. An den Wänden hängen Gemälde mit Schwänen. Der Schwan war nicht nur das Lieblingstier von Ludwig, es war auch das Wappentier der Grafen von Schwangau. Als der Guide erläutert, dass die Türgriffe ebenfalls die Form eines Schwanenhalses haben, laufen alle Kinder zur Tür, um diese Aussage zu überprüfen. Und sie kommen kopfnickend zurück. Sogar der Wasserspender hat die Form eines Schwans.

Nachdem wir bereits zwei sehr imposante Räume besichtigen durften, lässt uns unser nächster Halt staunen. Eine nachempfundene Tropfsteinhöhle mit Stalaktiten hätten wir hier nicht erwartet. Das kühle blaue Licht bringt zusätzliche Atmosphäre in den Raum und mir wird sogar ein wenig kühl. Dieser Raum wurde ab 1880 zu einer künstlichen Grotte ausgebaut und soll an die "Venusgrotte" in der Wagneroper "Tannhäuser" erinnern.

Schloss Neuschwanstein, Grotte (R.9), mit geöffneter Tür (Bild © Bayerische Schlösserverwaltung)

Imposant geht es im vierten Obergeschoss, im Sängersaal, weiter. Durch die großen Rundbogenfenster scheint das Licht und erhellt den Raum. Große Kronleuchter hängen von der Kassettendecke aus Fichtenholz mit viereckigen Holztafeln, die die Symbole der Sternzeichen zeigen. Mein Neffe und ich legen den Kopf in den Nacken und suchen zwischen all den Sternbildern unsere Sternzeichen und finden sie. An den Wänden und der Fensterwand sind bildliche Darstellungen aus der Sage von Parzival zu entdecken. Ludwig II. konnte keine Aufführung miterleben, weil der Saal erst kurz nach seinem Tod fertiggestellt wurde. Dennoch fanden im Sängersaal viele Jahre Konzerte statt. Doch durch Brandschutzvorgaben dürfen nur noch Konzerte im sehr kleinen Rahmen veranstaltet werden und diese sind leider nicht kostendeckend.

Und hier endet nach 30 Minuten auch schon die geführte Tour. 14 der 21 fertiggestellten Räume haben wir nun besichtigt. Um die Worte meines Neffen zu zitieren: "Es war gut, aber die Führung hätte länger sein können." Für uns war die Tour sehr interessant, unterhaltsam und zu kurz.

Unser Besuch ist noch nicht vorbei

Vom Sängersaal laufen wir die Wendeltreppe nach unten. Vorbei an einem hübschen Café mit Holzfußboden, einem Ofen in der Ecke und Wandbildern laufen wir auf einen Balkon zu. Die Aussicht vom Balkon ist wunderschön. Von hier blicken wir auf den Alpsee, die Berge, das Schloss Hohenschwangau und auf die Marienbrücke, die vom Ammergebirge umgeben ist.

Die Marienbrücke ist ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel. Von der Marienbrücke hat man einen tollen Ausblick auf das Schloss Neuschwanstein.

Auf dem Weg nach unten führt uns die Wendeltreppe in die große Küche mit einer weißen Gewölbedecke. Große kupferfarben glänzende Pfannen und Töpfe stehen auf Regalen und in einem separaten Arbeitsbereich lehnen an einer weißen Wand zwei Brotschieber. In einem Wandschrank liegen Kuchenformen für die Süßspeisen, denn König Ludwig II. liebte Süßspeisen. Ganz besonders gern aß er gedeckten Apfelkuchen, aber auch Vanillepudding, Biskuits und Pralinen. Und wer genau hinschaut, wird auch in der Küche die Form eines Schwans entdecken.

Nach einer Stunde verlassen wir das Schloss Neuschwanstein durch einen Souvenirshop und sind wieder auf dem Vorplatz des Schlosses. Nur wenige Meter vom Vorplatz entfernt ist das "Schlossrestaurant Neuschwanstein". Hier werten wir bei Kaffee, Apfelstrudel und Eis unseren Besuch aus.

Schlossrestaurant Neuschwanstein, über deren Fenstern "Zur Neuen Burg" geschrieben steht, mit Bayerischer Küche und eine gute Alternative zum Café im Schloss Neuschwanstein

Gut zu wissen

Fazit

Meine Familie und ich fanden die Führung sehr schön, informativ, interessant und unterhaltsam, aber auch zu kurz. Auf manchen Internetseiten liest man Bewertungen, dass man "wie am Fließband" abgefertigt wird oder dass es im "Galopp durch das Schloss" ging. Vielleicht hatten wir Glück und haben im Juli einen guten Zeitpunkt für eine Führung (13:10 Uhr) erwischt und einen motivierten Guide.

Marienbrücke am Schloss Neuschwanstein

Wanderung zum wunderschönen Aussichtspunkt

Es ist der Moment, wenn man auf der Eisenbrücke steht und für einen kurzen Moment alles um sich herum ausblendet und nur die Aussicht genießt. Dann steht man auf der Marienbrücke und schaut auf das Schloss Neuschwanstein, dass so prachtvoll auf einem Bergrücken erbaut wurde und vom Ammergebirge umgeben ist.

Die Marienbrücke mit Blick vom Balkon des Schloss Neuschwanstein

Die Marienbrücke

90 Meter über der Pöllatschlucht spannt sich die Marienbrücke und ist eine beliebte Sehenswürdigkeit in der Region Schwangau. Warum? Die Marienbrücke bietet eine wunderschöne Aussicht auf das Schloss Neuschwanstein, dass nur 15 Minuten zu Fuß entfernt ist. Und das Schloss Neuschwanstein gehört mit 1.4 Millionen Besuchern pro Jahr mit zu den meistbesuchten Schlössern Europas und ist ebenfalls eine der Top-Sehenswürdigkeiten in der Region des Ostallgäus und Bayern.

König Maximilian II. hat 1845 einen hölzernen Reitersteg bauen lassen und diesen nach seiner Frau, der Königin Marie von Preußen, benannt: die Marienbrücke. Die Holzkonstruktion wurde durch eine Eisenkonstruktion ersetzt und überspannt den Gebirgsbach Pöllat mit einer Länge von 35 Metern.

Der Auftraggeber der Marienbrücke, König Maximilian II., war außerdem der Vater von König Ludwig II., der das Schloss Neuschwanstein erbauen ließ.

Blick auf Schloss Neuschwanstein und die wunderschöne Landschaft von der Marienbrücke

Wie komme ich zur Marienbrücke?

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Marienbrücke zu erreichen:

  1. zu Fuß
  2. mit dem Shuttlebus

Der Shuttlebus

  • Abfahrt: Haltestelle befindet sich neben dem Parkplatz P4 (Stand 05/2024)
  • Ziel-Haltestelle: Aussichtspunkt "Jugend"/ Marienbrücke
  • Haltestelle Aussichtspunkt "Jugend"/ Marienbrücke <> Aussichtspunkt Marienbrücke: ca. 5 Minuten zu Fuß

Zu Fuß zur Marienbrücke

Im Internet wird angegeben, dass es bergauf geht und für den Weg ungefähr 45 Minuten zu Fuß eingeplant werden sollen. Meine Schwester und ich parken unser Auto nicht im Zentrum (Parkplatz P4), sondern zwischen der Colomanstraße und Schwangauer Straße auf dem "Parkplatz P2 Königsschlösser". Von hier sind es ungefähr 10 Minuten zu Fuß zum Ausgangspunkt auf der Alpseestraße.

Auf der Alpseestraße ist es hektisch: Fußgänger versuchen die Straße zu überqueren, Autos versuchen vorwärtszukommen und der Shuttlebus schlängelt sich auch in den Straßenverkehr ein. In einem abgetrennten Bereich am Straßenrand warten die Leute auf die Pferdekutsche, die sie zum Schloss Neuschwanstein transportiert. Als wir erfolgreich die Straße überquert haben, folgen wir dem Weg, der seitlich von der Alpseestraße weg und an grünen Wiesen vorbeiführt.

Der Aufstieg zur Marienbrücke beginnt

Meine Schwester und ich folgen dem asphaltierten Weg, vorbei an der kleinen Holzhütte, die ein Informationsstand ist, bis zu einer Gabelung. Von dem gelben Wegweiser können wir ablesen: 40 Minuten bis zur Marienbrücke. Der Weg gleicht eher einem Schotterweg aus Sand und kleinen Steinen. Ich trage Wanderschuhe und meine Schwester Turnschuhe. Mal schauen, wie es wird. Mit Wasser und Snacks im Rucksack beginnen wir unseren "Aufstieg".

Wir wandern bergauf durch einen grünen Mischwald. Am Wegesrand wachsen Wald-Erdbeeren und violetter Alpendost. Die Sonne dringt durch die dichten Blätter von Fichten, Birken und Ulmen. Wir sind sehr froh, dass der Weg schattig ist, weil es heute sehr warm ist.

Der dichte Mischwald auf dem Weg zur Marienbrücken.

Während unseres Aufstiegs sehen wir andere Wanderer, die sich auf den staubigen und steinigen Boden setzen, um Pause zu machen und Wasser zu trinken. Andere Sitzgelegenheiten entdecken wir auf unserem Weg nicht. Meine Schwester und ich sind keine geübten Wanderer. Auch wir bleiben zwischendurch stehen, atmen tief durch und trinken Wasser. Und bei dieser Aussicht verweilen wir gerne einen Moment:

Zwischen den grünen Bäumen leuchtet das blaue Wasser des Alpsees.

Das Ziel ist nah

Nach 20 Minuten kommen wir schnaufend zu einer Gabelung. Mit meinen Wanderschuhen bin ich auf dieser Route im Vorteil, denn meine Schwester rutscht mit ihren Turnschuhe häufiger. Unser Wanderweg grenzt nun an einen asphaltierten Weg, der von Holzgeländern flankiert wird. Nach unserer Zeitrechnung haben wir erst die Hälfte geschafft. Also nutzen wir die Gelegenheit und setzen uns auf einen großen Baumstamm, der am Wegesrand liegt, um eine Pause zu machen. Uns fällt auf, dass sehr viele Leute an uns vorbeigehen, auch mit Kinderwagen und Hunden. Nach der Ruhe im Wald ist es für uns hier sehr trubelig.

Hier ist ein ständiges Kommen und Gehen. Als nun auch noch der Bus kommt, werde ich stutzig. Sind wir vielleicht doch schon näher an unserem Ziel als gedacht? Ich spreche ein Pärchen an und sie bestätigen mir, dass wir nur noch zwei bis drei Minuten vom eigentlichen Ziel entfernt sind. Frisch gestärkt starten wir nun unsere letzte Mini-Etappe.

Von dieser Stelle sind es nur noch zwei bis drei Minuten bis zur Marienbrücke

Am Ziel

Auf dem letzten Stückchen bis zur Marienbrücke schlängelt sich der asphaltierte Weg zwischen dem dichten grünen Mischwald entlang. Wir folgen dem Weg noch ungefähr zwei Minuten und können mit großer Sicherheit sagen, dass wir unser Ziel erreicht haben: hier drängen sich Menschenmassen aneinander vorbei. Dennoch wirkt es ruhig und geordnet. Die Gesichtsausdrücke der entgegenkommenden Leute zeigen unterschiedliche Emotionen von genervt wirkend bis lachend und freudig.

Kurz vor dem Eingang der Marienbrücke wird es voll und eng

Wer nun Sorge hat, es könnte bei einem großen Andrang zu voll auf der Brücke werden: der Zugang wird begrenzt. Laut Marcus Prost von der Bayerischen Schlösserverwaltung heißt es: "Wir beschränken den Zugang, wenn zu viele Menschen auf der Brücke sind. Dies hat jedoch keine statischen Gründe, sondern es geht uns darum, zu große Menschenansammlungen auf der Brücke zu vermeiden." Sind auf der Brücke zu viele Besuchende, reguliert der Sicherheitsdienst vor Ort den Zustrom und gibt die Brücke erst dann wieder frei, wenn mehr Platz ist.

Meine Schwester und ich bahnen uns langsam einen Weg auf die Marienbrücke und finden eine Lücke. Wir stehen auf der leicht schwankenden Brücke am Eisengeländer und genießen die grandiose Aussicht auf das Schloss Neuschwanstein.

Für einen kurzen Moment blenden wir die anderen Personen auf der Brücke aus. Die Aussicht und die Landschaft mit dem prächtigen Ammergebirge ziehen uns für einen Augenblick in ihren Bann. In diesem Moment hören wir sogar das Wasser rauschen. Vermutlich ist es der Pöllat Wasserfall, der sich mit 30 Meter Fallhöhe in den Gebirgsbach Pöllat ergießt. Wir machen unsere Erinnerungsfotos und verlassen die Brücke nach ein paar Minuten wieder.

Aussicht auf das Schloss Neuschwanstein von der Marienbrücken

Gut zu wissen

HINWEIS
Für die von uns gewählte Wanderroute unbedingt Wanderschuhe tragen. Mit Turnschuhen rutscht man häufig. Gegebenenfalls die Route über das Schloss Neuschwanstein wählen. Der Weg ist asphaltiert.

Fazit

Auch wenn es auf der Marienbrücke sehr voll war und unser Aufenthalt nur sehr kurz, die Aussicht ist es wert hierherzukommen.